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TIEFSEEBERGBAU - DIE NEUE GOLDGRÄBERSTIMMUNG

der Gegenstand der Begierde: eine 30 Mio. Jahre alte Manganknolle aus dem pazifischen Ozean. Eine braun-schwarze Mangan-Eisenverbindung; Foto: Jan Steffen, Geomar-Helmholzt-Zentrum für Ozeanforschurng

Seit mehr als 140 Jahren weiß der (Fach) Mensch, dass in der Tiefsee der Ozeane wertvolle Rohstoffe wie Nickel, Kupfer, Kobalt, Eisen, Mangan und seltene Erden schlummern. Bisher war der Abbau technisch kaum möglich und wirtschaftlich nicht darstellbar. Das könnte sich in Zukunft aber grundlegend ändern. 

Seit dem die EU und Amerika dem Klimawahn verfallen ist, steigt die Nachfrage nach diesen Metallen und Mineralien enorm an. Der Grund ist einfach: die vollständige Umstellung der Energieversorgung auf Strom und Elektromobilität erfordert den Abbau von Unmengen dieser Mineralien. Insbesondere von Mangan und Kobalt. 

Autobatterien, Mobilfunktelefone, Internet, PC und Streaming-TV sind aus dem Alltag mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Genau so wenig wie Windkraftanlagen, Batteriespeicher  und Solaranlagen. Für diese Werkzeuge sowie für den weiteren Aus-und Umbau der Netzinfrastruktur werden jede Menge Metalle und seltene Erden benötigt. 

Die Europäische Union schätzt, das im Jahre 2030 bis zu 18 mal mehr an Lithium und fünf mal mehr an Kobalt benötigt wird, um die Elektrofahrzeuge mit Batterien auszustatten. 

Da die benötigten Mengen überirdisch nicht ausreichen, will man nun die Tiefsee mit Hilfe des Tiefseebergbaus erschließen. Abgebaut werden sollen in rd. 4000 bis 6000 Meter Tiefe im pazifischen Ozean und im indischen Ozean Manganknollen, kobaltreiche Eisen-Mangan-Krusten und sog. Massivsulfide, die am Rande von unterirdisch qualmenden Schloten entstehen. 

Die Gewinnung von Manganknollen erfolgt mit einem Unterseesaugroboter zur Zeit im Testbetrieb. Der sog. Kollektor ist mit Scheinwerfern und rd. 40 Sensoren der Fa. Sea Minerals Resources ausgestattet und wird von zwei weiteren Tauchrobotern begleitet. 

So ähnlich wie ein Mähdrescher sammelt der Kollektor die Manganknollen vom Meeresboden auf. Diese werden dann über ein Transportband weitergeleitet, zerkleinert und über eine Hochdrucksaugleitung zum Produktionsschiff nach oben befördert. Dort werden die Manganknollen von Sedimenten befreit, gereinigt, getrocknet  und dann weiterverarbeitet.    

Tiefseebergbau

mögliche Folgen des Manganknollenabbaus

Greenpace und andere Umweltschutzorganisationen haben darauf hingewiesen, das der Manganknollen- und Mineralienabbau in der Tiefsee das ökologische Gleichgewicht empfindlich durcheinander bringen könnte. Denn beim Abbau würde Sedimentwolken entstehen, die die Nahrungs-kette im Meer stören könnte. Auch würde  in der Folge Plankton absterben.  Außerdem wäre die Artenvielfalt gefährdet. Denn am Meeresboden leben viele Muschelarten, Seesterne und Schwämme.  

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) widersprach dieser Auffassung, da nach Ihren Testfahrten unter Tage die festgestellte Aufwirbelung eher gering sei. Dennoch wollte auch die BGR nicht ausschließen, das ein massenhafter Abbau von Manganknollen weitreichende Folgen für das Öko-System und die Meeresbewohner haben könnte. Die Vertreter des Tiefseebergbaus argumentieren, das die überirdischen Metall-und Mineralien-Vorräte in den kommenden Jahrzehnten erschöpft seien und das die Manganknollenernte umweltschonend und sauber sei. Tiefseebergbau verhindert darüber hinaus Menschenrechtsverletzungen , Umweltzerstörung und hohe Emissionen. 

Manganknollen-Kollektor der Fa. Aker Wirth GmH, Foto: Youtube-Screenshot
Grafik: world ocean review

Weil die Problematik noch nicht vollständig verstanden und erfasst wurde, bleibt es vorerst bei genehmigten Testproduktionen. Die Meeresbodenbehörde mit Sitz in Jamaika (Nordamerika) hat seit 2001 bis heute 30 Lizenzen zur Erkundung von Manganknollengebieten, Mangankrusten und Massivsulfiden ausgegeben. Zwei davon an Deutschland. Eine Explorations-Lizenz kostet 500.000 US-Dollar. Der Heimatstaat muss darüber hinaus die Exploration befürworten.  

Deutschland exploriert zu Testzwecken Manganknollen im östlichen Pazifik. Dort lagern allerdings nur 80 Mio. Tonnen nasser Manganknollen. Nach dem Trocknungsprozess ergeben sich daraus nur noch 56 Mio. Tonnen. Das in den Knollen befindliche Nickel, Kupfer und Kobalt ergibt eine Menge von 18,5 Mio. Tonnen. Nicht sehr viel. Aber immerhin.       

Mit dem sog. Mining Code werten 29 europäische Institute im Auftrag der Meeresbodenbehörde die Daten der Kollektoren sowie die aufgewirbelten Sedimente aus. Schließlich geht es hier nicht um eine Kleinigkeit. Allein der südostpazifische Manganknollengürtel umfasst eine Größe von 4,4 Mio. Quadratkilometern Fläche. Und der pazifische Manganknollengürtel umfasst eine Fläche von knapp 5 Mio. Quadratkilometern. Das entspricht einer Gesamtfläche aller Länder der Europäischen Union. 60 % aller Manganknollenvorkommen lagern dort. Die größten Vorkommen von Meeresrohstoffen befinden sich im äquatorischen Nordpazifik, zwischen  Hawaii und Mexiko. In der sog. Clarion-Clippert-Bruchzone lagern besonders viele Manganknollen. Die Clarion-Clipperton-Bruchzone hat eine Fläche von fünf Mio. Quadratkilometern Fläche. Das entspricht der Hälfte der Fläche Kanadas.    

Wirtschaftlich sind die Knollen wegen ihres hohen Gehalts an Nickel, Kupfer und Kobalt interessant, welches auch in der Stahlindustrie benötigt wird. Die Gesamtmenge an getrockneter Erzsubstanz wird auf 40 Mrd. Tonnen geschätzt. Kein Wunder, warum bei den Unternehmen Goldgräberstimmung aufkommt. 

Wenn die Energiewende weiter vorangetrieben wird, was zu befürchten ist, dann wird der Bedarf nach Mineralien enorm ansteigen in den nächsten Jahren. Und zusätzlich wegen des weltweiten Bevölkerungswachstums und in der Folge wegen des damit verbundenen Wirtschaftswachstums. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird ebenfalls dafür sorgen, das der Schutz von Meeresräumen in Zukunft eher eine untergeordnete Bedeutung spielen wird. 

Das kann gar nicht anders sein, wenn man diesen unheilvollen Weg weiter beschreitet. Denn um allein nur eine 75 KW-Batterie eines E-Autos herzustellen, werden 85 Kilogramm Kupfer, 56 Kilogramm Nickel, sieben Kilogramm Kobalt und sieben Kilogramm Mangan benötigt. 

Hochgerechnet auf eine Million E-Autos, die die Bundesregierung bis 2030 auf die Straßen bringen will, ergibt das einen Bedarf von 85.000 Tonnen Kupfer, 56.000 Tonnen Nickel, 7000 Tonnen Kobalt und 7000 Tonnen Mangan. In Deutschland sind derzeit rd. 6o Mio. Krafffahrtzeuge zugelassen.

In Jamaika wurde im Juli 2023 mit den Tiefseebergbaufirmen und verschiedenen Vertretern der betroffenen Länder sowie von Umweltschutzorganisationen darüber beraten, wie weiter Umweltschutzauflagen ausgestaltet werden müssen und wie hoch das Strahlenrisiko beim Abbau von Mangan ist. 

Die Bergbau-Großtechnikentwicklung steht noch am Anfang. Ob sich der Abbau rechnet, ist derzeit noch nicht klar. Ebenso nicht, welche Auswirkungen der Tiefseebergbau auf das Ökosystem hat. Schließlich würde der gesamte Meeresboden in den Tiefsee-Bergbaumaschinen landen. Unter diesen Umständen war eine Einigung der 36 Mitgliedstaaten des Rates bei der Meeresbodenbehörde in Jamaikas Hauptstadt Kingston nicht zu erwarten. 

Wir werden das Thema aber weiter verfolgen. In 2024 werden wir dazu eine eigene Podcast-Sendung produzieren, die Sie in unserer Mediathek, auf Youtube und unter Spotify abrufen können. Stichwort: Revierkohle.   

Glückauf !  

Quellenhinweise: 

worldoceanreview.com vom 08.08.2023; Der Spiegel vom 07.01.2011; Zeit vom 11.07.2023; Zeit-Online.de vom 01.04.2023; Rühlemann, Carsten, Kuhn, Thomas, Vink, Annemiek: Tiefseebergbau – ökologische und sozioökonomische Auswirkungen, in: Marine Rohstoffe, o.J., Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.); Greenpace.de vom 24.07.2023; forschung-und-lehre.de vom 14.05.2021(Deutschland erforscht den Tiefseebergbau); sciencemediacenter.de vom 09.03.2023 (Tiefseebergbau- Rohstoffquelle für die Energiewende oder unberechenbares Risiko ?); geomar.de vom 02.08.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.09.2023    

Fotonachweise: 

Header: Kollektor: Fa. Aker Wirth GmbH, Schiff: getstockly: Montage: Revierkohle; Hintergrund: getstockly; links darunter: viele Manganknollen: Youtube-Screenshot; links darunter ( Tiefseeroboter: Youtube-Screenshot; rechts danben: Youtube-Screenshot: Gestaltung: Revierkohle    

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Manganknollen
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Manganknollen
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Manganknollen - das neue Gold wartet auf dem Meeresboden
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Berufsverband Revierkohle, Ast HH
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