Rohstoff-Firmen treiben den Abbau voran
Bergbau-techno-logie unter Wasser
Um den wachsenden Bedarf an Metallen zu decken, wollen Roh-stoff-Firmen wie Nautilus Minerals künftig in die Tiefen des Meeres vordringen, um dort u.a. Kupfer, Aluminium, Kobalt, Sulfide und Manganknollen zu fördern. Die eingesetzte Fördertechnik stammt aus dem Bergbau sowie aus der Öl-und Gasindustrie. Die Pro-duktion von immer mehr Auto-batterien und Handys macht den Unterwasserabbau notwendig. Auf der Ende Juli in Jamaika statt-gefundenen Konferenz der inter-nationalen Meeresbodenbehörde ISA wurde der Verhaltenskodex festgelegt, der den Rohstoff-Abbau auf dem Meeresgrund in rd. 4000 Meter Tiefe regelt, damit die Eingriffe in die Natur möglichst schonend erfolgen. Ob ein möglicher Schaden des Öko-System dadurch verhindert werden kann, bleibt abzuwarten. Zeifel sind erlaubt.
Eingriffe in die Natur möglichst schonend erfolgen. Ob ein möglicher Schaden des Öko-Systems dadurch verhindert werden kann, ist eher zweifelhaft.
Seafloor, Riser and Lifting-Systems
Um die neue Rohstoff-Tiefseeproduktion zu realisieren, werden unter und über Wasser drei technische Komponenten eingesetzt. Neben den bereits bewährten Technologien aus dem Bergbau, der Öl-und Gasindustrie wird eine neu entwickelte Meeresboden-Produktionssteuerung eingesetzt (Seafloor-Production Tool), eine speziell entwickelte Steigleiter (Lifting-System), die den Meeresschlamm zusammen mit den enthaltenden Rohstoffen zu Tage hebt und der dann auf einem neu entwickelten Spezialschiff aufbereitet und von den Rohstoffen getrennt wird. So ähnlich funktionieren auch die Aufbereitungsanlagen in einem Bergwerk, wenn die Rohkohle aus der Tiefe kommend über den Förderkorb zu Tage saust und dann in der Aufbereitung vom tauben Gestein gelöst und nach Sorten klassiert wird, um diese dann den verschiedenen Abnehmern zuzuführen. Das entwässerte Material wird dann umgeschlagen und in Lagerräumen zum Versand aufbewahrt. Anschließend wird es von Massengutschiffen in alle Welt weitertransportiert.
Mit Hilfe von tiefseetauglichen Baggern und Saug-Robotern ausgestattete Forschungs-schiffe untersuchen derzeit die Meeresböden auch außerhalb der bisher genehmigungs-fähigen Wirtschaftszonen in Küstennähe, da dort die größten Rohstoffvorkommen ver-mutet werden. Die internationale Meeres-bodenbehörde ISA , die die Meeresböden als gemeinsames Erbe der Menschheit verwaltet, möchte ab 2025 Lizenzen für den kommer-ziellen Rohstoffabbau vergeben. Der Umwelt-verband WWF kritisiert dieses Vorhaben, da die Bewohner der Tiefsee an sehr stabile ökologische Verhältnisse angepasst seien, sich nur langsam fortpflanzen und auf Störungen sehr empfindlich reagieren würden.
Wir glauben allerdings nicht, dass die Konzerne deshalb auf den Abbau verzichten werden, auch wenn man die Verwendung der Rohstoffe für den Handybau oder für die un-sinnige Autobatterieproduktion mehr als frag-lich finden mag. Die Verlockungen des Geldes gepaart mit der für Unternehmen bekannten Gewinngier wird wahrscheinlich eher zum Nachteil der Meeresbodenbewohner ge-reichen. Eine gesetzliche international geltende Begrenzungsregelung wird daher unumgänglich werden.
Forschungs-
schiff der
BGR war
erfolgreich
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat im indischen Ozean in einem 75.000 Quadratkilometer großen Lizenzgebiet ein 8 Mio. Tonnen großes Manganknollenfeld in einer Tiefe von 3000 Metern aufgespürt. Hierbei handelt es sich um Klumpen, die zu 27 % aus dem Metall Mangan und zahlreichen anderen verwertbaren Elementen besteh-en. Um den Abbau auch ökologisch ver-antworten zu können, will man nun die auf dem Meeresboden lebenden Kleinstlebe-wesen einer Genanalyse unterziehen, um feststellen zu können, wie groß das Ver-breitungsgebiet der kleinen Tierchen in den Manganknollenfeldern ist. Ob diese dann beizeiten „verlegt“ werden, oder ein-fach nur mit dem Saugbagger aufge-saugt werden, bleibt unklar.
Quellenhinweis:
Hamburger Abendblatt vom 18.7.2018, nautilusminerals.com; ntv.de vom 20.02.2014; Schweriner Volkszeitung vom 24.7.2016; Spektrum.de vom 7.7.2016; Schutzstation Wattenmeer e.V.; Pressemitteilung der Bundesregierung vom 30.08.2008; Bundesamt für Naturschutz zum „Natura 2000-Projekt“; Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM-ev.de) Hinweis: der Verein wurde zum 31.12.2012 aufgelöst; RK-Redaktion vom 12.08.2018