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trotz Strompreisbremse wird Energie viermal so teuer

neues Stromverbrauchsmessgerät Foto: Alexander Stein

Einst hieß es, dass die Sonne keine Rechnung schickt und das die Energiewende höchstens mit Kosten in Höhe von einer Kugel Eis zu Buche schlagen würden. ( Jürgen Trittin, Grüne 1990) 

Auch aktuell lautet das Credo der Bundesregierung, dass die Stromkosten immer weiter sinken würden, wenn man den Ausbau regenerativer Energien, allen voran die Windkraft, beschleunigen würde. Damit würde man sich gleichzeitig von Gas aus Russland unabhängig machen. 

Wenn das wirklich so wäre, dann hätte sich der Öko-Strom schon längst auf den Märkten weltweit durchgesetzt und müßte nicht seit über 20 Jahren mit Mrd. EUR aus Steuergeldern gepäppelt werden. Allein in 2021 waren es rd. 52 Mrd. EUR. Auch würde es keine Zwangseinspeisung  von Öko-Strom in die Stromnetze geben. 

Angesichts der massiven staatlichen Subventionen ist der Öko-Strom nicht billiger geworden, wie gerne und oft betont wird, sondern sogar sehr viel teurer als z.B. die verachtete Braunkohle. 

Die  Betrachtung der reinen Gestehungskosten von 3,9 bis 8,2 Ct je kWh bei Windkraftanlagen ist insofern reine Augenwischerei, da die Sub-ventionen und Rückbaukosten nicht mitgerechnet werden. Die Braunkohle kostet dagegen zwischen 4,5 und 7,9 Ct je kWh und wird subventionsfrei gefördert. (Quelle: Fraunhofer-Institut.de)   

Tatsächlich liegt der aktuelle Strompreis bei 36,19 Ct. je kWh. Seit 2017 hat sich der Preis mehr als verdoppelt (14,6 Ct je kWh in 2017) und wird weiter steigen. 

Allerdings kassiert Vater Staat mit einem Steueranteil von 51 % kräftig mit, was im Angesicht der augenblicklichen Energiekrise zu überdenken wäre, ob das richtig ist. 24 % verschlingt die Nutzung des Stromnetzes und weitere 25 % gehen für die Erzeugung und den Vertrieb drauf.   

Um die Bürgerinnen und Bürger „scheinbar“ zu entlasten, wurde die EEG Umlage in Höhe von 3,6 Ct je kWh am 1.6.2022 gestrichen. Sie wird nunmehr „hintenherum“ über die CO2-Zertifikatskosten von den Auto-fahrern wieder zurückgeholt. 

Strompreise spielen verrückt

undurchsichtige Preisgestaltung

Aufgrund weltweit gestiegener Nachfrage sowie aufgrund der Folgen der künstlichen Gasverknappung durch Russland spielt die EEX-Strombörse in Leipzig derzeit verrückt. Die Preisgestaltung ist aufgrund der undurchsichtigen Interessen von Politik, Stromerzeugern und Stromhändlern schwer einzuschätzen, welcher Preisanteil auf Ausnutzung knappper Energiegüter beruht.

Gerne schiebt man sich die Bälle gegenseitig zu. Leider hat der Verbraucher davon nichts. 

Hier wäre zu überlegen, ob das bestehende Merit-Order-Prinzip noch überlebensfähig ist. Nach diesem Prinzip werden die Kraftwerke, die am günstigsten Strom produzieren, als erstes eingespeist. Danach werden so lange Kraftwerke mit höheren Grenzkosten hinzuge-nommen, bis die Nachfrage gedeckt ist. Der springende Punkt ist dabei, das die Kosten des Kraftwerkes, das als letztes zur Bedarfsdeckung benötigt wird, also das teuerste Kraftwerk, den Börsenpreis für alle Kraftwerke bestimmt. Und das sind aufgrund des Ukraine-Krieges die Gaskraftwerke. 

Dieses Prinzip müßte aus unserer Sicht dringend geändert werden, da die Grenzkosten der Photovoltaik-und Wind-kraftanlagen nahe bei Null liegen. Das spiegelt nicht die tatsächliche Kostensituation wieder, da die Subventionen nicht mitgerechnet werden. Außerdem werden auch nicht die Gesamtkosten betrachtet, sondern nur die variablen Kosten. 

Bei den Kraftwerken in erster Linie also nur die Brennstoffkosten. Alle fixen Kosten wie Personal, Wartung, Instandhaltung, Versicherung und Kapitaldienstkosten bleiben unberücksichtigt. 

Daher sind die Erzeuger von Ökostrom die Profiteure der Strompreishausse. 

Und da Wind-und Solarenergie nicht bedarfsgerecht, sondern wetterbedingt nur gelegentlich voll zur Verfügung steht, müssen Kohle-und Gaskraftwerke den Stromaus-gleich sicherstellen. Logisch, das das erhebliche Mehrkosten verursacht. Und trotzdem sind die fossilen Energieträger preiswerter.     

nicht nur das Bäckerhandwerk leidet

auch andere energieintensive Branchen stehen vor einer existenzbedrohenden Situation

die hohen Gaspreise zwingen viele Bäckereibetriebe derzeit in die Knie, Foto: David Julien 

Kostentreibend wirkt sich derzeit an der EEX-Börse auch die hoch-geschnellte Nachfrage nach Kohle und Gas auf dem Weltmarkt aus. Die Gründe liegen in der Corona-Folge und die damit verbundenen Liefer-engpässe, der hohe Strombedarf in Frankfreich wegen zahlreicher wartungsbedingter Abschaltungen von Atomkraftwerken sowie wegen der Folgen der Niedrigwassersituation aufgrund des heissen Sommers in 2022. 

Hinzu kommen die gestiegenden Kosten für CO2-Zertfikate, die die Emissionshandelspreise in 2021 um 25 EUR je Tonne hat steigen lassen. Ab 2025 werden die CO2-Zertifikatskosten auf 55 EUR und ab 2026 auf 65 EUR je Tonne CO2 steigen. 

Quellenhinweise: 

Leipziger Volkszeitung vom 04.09.2022; Berliner Zeitung vom 19.09.2022; N.N.: der Strompreis spielt verrückt. Wieso? Wer profitiert?, in: printfriendly.com/p/g/SUMUmc vom 10.09.2022; CO2online.de vom 20.09.2022; tech-for-future.de vom 30.05.2022 sowie RK-Redaktion vom 14.10.2022

Fotonachweis: 

Header: EUR und Bundesadler: pixabay.com; Entwurf: Revierkohle  

Das die Entwicklung aus dem Ruder laufen könnte, hat nun auch die EU bemerkt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will die Produzenten von erneuerbaren Energien sowie die Gas-und Ölriesen stärker besteuern. Mit den Mehreinnahmen sollen die Strompreise gedeckelt werden. 

Anfang September präsentierte die Bundesregierung daher ihr drittes sog. Entlastungspaket. Ob das die Bedürftigen und den Mittelstand  tatsächlich spürbar entlasten wird, bleibt abzuwarten. 

Wir haben da so unsere Zweifel. Denn viele Haushalte werden erst richtig aufwachen, wenn die Versorger die bestehende Verträge kündigen bzw. wenn diese auslaufen. Eine Familie mit zwei Kindern und einer Gasversorgung sollte für 2023 schon jetzt eine Rücklage von rd. 1000 EUR bilden, denn die derzeit verschickten Rechnungen spiegeln noch nicht die Gaspreiserhöhung von 184 % wieder. Das geplante Entlastungs-paket der Bundesregierung wird solche Beträge mit Sicherheit nicht ausgleichen können. 

Auch wenn man die Tatsache nicht von der Hand weisen kann, dass der Ukraine-Krieg, der Stillstand der AKWs in Frankreich sowie die Niedrig-wassersituation in Europa zu einem erheblichen Preisanstieg bei Gas und Kohle geführt hat, darf man nicht vergessen, das die Ursache für die galoppierenden Preise maßgeblich durch die Energiewendepolitik der Bundesregierung seit 2000 verursacht wurde und wird. 

Denn der Ausbau der regenerativen Energieträger verschlingt Mrd. an Steuergeldern und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Versorungssicherheit immer fragiler wird. Ferner müssen parallel Gas-und Kohlekraftwerke permanent die Deckungslücken zwischen Angebot und Nachfrage schließen. Diese Parallelversorgung kostet ebenfalls jede Menge „Kohle. “ 

Und gebracht hat es bisher nichts. Weder sind die CO2-Emissionen signifkant zurückgegangen, noch ist die Netzstabilität besser geworden. Und der Preis wird weiter steigen.  

Aus unserer Sicht ist daher nicht nur die Energiewende zu beenden, sondern wir müssen zu einem realistischen Energiemix zurückkehren, damit Strom und Wärme für Jedermann wieder erschwinglich wird. 

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