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Der Ausbau eines flächendeckenden Netzes von Wasserstoffleitungen wird derzeit von vielen als Schlüsselprojekt der Energiewende gefeiert. Allen voran von Thyssengas, Salzgitter, Evonik, RWE und Thyssenkrupp. (hierüber berichteten wir bereits ausführlich > hier und > hier)

Doch hinter den hochtrabenden Plänen lauert eine ernüchternde Wahrheit: Dieses Vorhaben droht zu einer gigantischen Subventionsorgie zu verkommen. Das sagen nicht nur wir, sondern auch bedeutende Institute wie z.B. Manuel Frondel vom Essener Wirtschaftsinstitut RWI, dem Frauenhofer-Institut (IEG) und der Initiative Energie Speicher (INES), dem Branchenverband der  Gasspeicherbetreiber. Die Gründe dafür sind vielfältig und verdienen eine kritische Betrachtung.

1. Ineffizienz der Wasserstoffinfrastruktur

Der Aufbau eines Netzes von Wasserstoffleitungen ist extrem kostenintensiv. Studien schätzen, dass allein die Investitionen in Infrastruktur mehrere hundert Milliarden Euro verschlingen könnten. Diese Mittel würden von Regierungen und öffentlichen Stellen subventioniert werden, da private Unternehmen kaum bereit sein werden, diese Risiken alleine zu tragen. Wasserstoff ist zudem weniger effizient als direkte Stromnutzung: Erzeugung, Transport und Umwandlung verursachen Energieverluste von rd. 80 %, die den Nutzen für Ver-braucher und Industrie erheblich schmälern.

2. Zweifelhafte Nachfrage

Die Argumentation, dass Wasserstoff in großem Stil für Haushalte oder als Treibstoff für Kraftfahrtzeuge  eingesetzt wird, ist längst widerlegt. Elektrische Wärmepumpen und Geothermie bieten oft eine effizientere Alternative. Und auch Benzin ist immer noch wesentlich preiswerter und steht flächendeckend dank eines großen Tankstellennetzes zur Verfügung. 

Die größte Nachfrage nach Wasserstoff entsteht derzeit in der Stahlindustrie. Die Stahlindustrie möchte für die Stahlerzeugung anstatt Kokskohle demnächst ausschließlich grünen Wasserstoff mit Hilfe der Direktinduktion einsetzen, um so die CO2-Emissionen abzusenken. Wie damit die Wettbewerbsfähigkeit mit China, Indien und Indonesien gesteigert werden soll, bleibt uns ein Rätsel.  

3. Risiko der Fehlallokation

Subventionen in Milliardenhöhe würden eine Vielzahl von Akteuren anlocken, die weniger an der  Energiewende interessiert sind als an der Maximierung von Profiten. Bereits heute zeigt sich, dass viele Projekte mit dem Hauptziel gestartet werden, staatliche Gelder abzugreifen, anstatt reale Bedarfe zu decken. Die Gefahr besteht, dass Gelder für Projekte verschwendet werden, die am Ende nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Bestes Beispiel hierfür ist die Dauersubventionierung der Wind-und Solarindustrie. Sie wäre ohne Dauersubventionen weder wettbewerbs- noch überlebensfähig. Und zu allem Übel trägt die Branche auch noch dazu bei, das die Netzsicherheit wegen der volativen Energie immer mehr gefährdet wird.    

4. Alternativen werden vernachlässigt

Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass der Fokus auf Wasserstoffleitungen andere, dringendere Investitionen verdrängt. Der Ausbau von Speicherkapazitäten, die Abscheidetechnik CCS zur Eleminierung von CO2, der Ausbau von Gaskraftwerken und in deren Folge die Verflüssigung und Vergasung von Kohle würde für die Wirtschaft wesentlich schneller voranbringen. 

5. Gefahr von Abhängigkeiten

Ein flächendeckendes Wasserstoffnetz würde eine Abhängigkeit von bestimmten Technologieanbietern und Importen schaffen. Grüner Wasserstoff ist derzeit nur in begrenztem Umfang verfügbar, und Europa würde auf Importe angewiesen sein, was geopolitische Risiken birgt. Wir denken da z.B. an Anschläge auf Wasserstoffleitungen. Gleichzeitig könnte die Infrastruktur langfristig überholt sein, falls effizientere Technologien auf den Markt kommen.

Wasserstoffpläne der Bundesregierung

für Trittbrettfahrer ist das wie Baden in Champagner

Schrieb die WAZ in einem Beitrag vom 10.10.2024 und traf damit eigentlich des Pudels Kern. Denn die Bundesregierung fördert die Umstellung der Stahlindustrie von Kokskohle auf grünen Wasserstoff über die  Direktinduktion mit Hilfe von Eisenschwamm und Lichtbogenöfen mit rd. 7 Mrd. Euro. Allein ThyssenKrupp in Duisburg erhält davon 2 Mrd. Euro. 

Vor kurzem stellte ThyssenKrupp allerdings wegen der desaströsen wirtschaftlichen Lage des Konzerns seine Umbaupläne auf den Prüfstand. Allerdings nicht, weil der Vorstand einsichtig geworden wäre, das Wasserstoff das falsche Pferd ist, auf dem man reitet, sondern weil ihm das Wasser wegen der chinesischen Wettbewerber und wegen des Nachfragerückgangs bis zum Hals steht. Technologieoffenheit sieht anders aus. 

Anstatt Kokskohle könnte man auch Erdgas einsetzen, was wesentlich preiswerter wäre als grüner Wasserstoff. Am preiswertesten ist und bleibt aber nach wie vor die Kokskohle. Die CO2-Abscheidetechnik CCS wird übrigens in Dänemark und Norwegen bereits seit Jahren als Geschäftsmodell erfolgreich praktiziert. 

Natürlich auch dort nur aus rein ideologischen Gründen. Denn auch in Dänemark und Norwegen glaubt die Regierung, das CO2  massgeblich für die Erderwärmung verantwortlich zeichnet. Das ist wissenschaftlich nicht belegt und ansonsten schlicht „dumm tüch.“ 

Denn CO2 ist schwerer als Luft und sinkt zum Großteil in den Ozean und wird dort im Kalkstein, im Dolomit und in der Kreide fest gebunden. Außerdem liegt der Anteil der CO2-Emissionen in der Atmosphäre bei nur 0,04 % (= 400 ppm pro 1 Mio. trockener Luftmoleküle). Deshalb nennt man das überlebenswichtige Gas auch Spurengas. Denn ohne CO2 gebe es keine Pflanzen. Und ohne Pflanzen gebe es keinen Sauerstoff. Und ohne Sauerstoff gebe es kein Leben auf der Erde. Das sollte zur Allgemeinbildung gehören.        

lesen Sie hierzu auch unseren Redaktionsbeitrag vom 14.11.2024. Sie finden diesen in unserem Archiv

Während die Bundesregierung unbeiirt weiter an ihrer Klimareligion festhält, stimmt die Wirtschaft bereits schon seit längerer Zeit mit den Füßen ab. Will heißen: sie wandert ab. Schuld für die fortschreitende De-Industriealisierung ist die Klimapolitik. Deren Folge sind ständig steigende Strom-und Energiekosten. Hinzu kommen die völlig unnötigen CO2-Zertifikatekosten, was die Energiekosten weiter verteuern wird. Soweit man wasserstofffähige Gaskraftwerke bauen möchte, wird das die Energiekosten nochmals erheblich verteuern. So ist auf internationalem Parkett kein Blumentopf zu gewinnen. 

Die De-Industriealisierung führt zum Arbeitsplatzabbau und damit zur Steigerung der Arbeitslosenquote. In NRW waren Anfang Januar 2025 lt. BA 750.000 Menschen arbeitslos. 40.000  mehr als in 2023. Insgesamt liegt die Arbeitslosenzahl bei  2,8 Mio. Menschen ( 6,4 %). Hinzu kommen 3,9 Mio. Menschen im erwerbsfähigen Alter, die 2024 Bürgergeld bezogen haben.  

Und das könnten aufgrund der verfehlten Energiepolitik der Bundesregierung in den nächsten Jahren noch wesentlich mehr werden. ThyssenKrupp, Evonik, VW u.a. große Firmen haben bereits den Abbau von weiteren Tausenden von Arbeitsplätzen angekündigt.  

Ob unter diesen Voraussetzungen das geplante Wasserstoff-Kernnetz mit einer Länge von 9666 Kilometern bis 2032 tatsächlich gebaut wird, bleibt abzuwarten. Der sog. „Wasserstoff-Hochlauf“ würde den Steuerzahler mit rd. 19,7 Mrd. Euro jedenfalls teuer zu stehen kommen. Dem stehen mickrige 3 Gigawatt-Gaskraftwerke gegenüber, die bis 2030 in der Lage sein sollen, grünen Wasserstoff mit Hilfe von Luftsauerstoff zu verbrennen, gegenüber. Der Bruttostrombedarf in Deutschland liegt derzeit aber bei rd. 512 TWh pro Jahr. 58,7 Gigawatt pro Tag. Und das reicht dann gerade einmal für 8,7 Stunden. Prost, Mahlzeit! Kann man da nur sagen. 

Übrgens: das schon vor Jahren angekündigte Wasserstoff-Vorzeigeprojekt der ehemaligen RAG-Tochter steag-Iqony mit dem Namen „Hydroxy-Hub-Walsum“ in Duisburg dümpelt vor sich hin.  

Glückauf ! 

Quellenhinweise: 

WAZ vom 21.08.2024 und 10.10.2024; deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 31.01.2024; Handelsblatt vom 06.03.2024; umweltinstitut.org., o.J.; taz.de vom 16.10.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.01.2025 

Fotonachweise: 

Header: Grafik: vidstockgraphics, Montage und Freistellung: Revierkohle; rechts darunter: pixabay.com, rechts darunter: pixabay.com, links darunter: pixabay.com; Geldscheine: pixabay.com  

 

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