Die Zechenwerkstatt Lohberg in Dinslaken ist ein beeindruckendes Zeugnis der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets. Errichtet im Jahr 1904, diente sie während des Betriebs der Zeche Lohberg als zentrale Reparaturwerkstatt für Förderwagen und beherbergte verschiedene Handwerksbereiche wie Schmiede, Dreherei, Schlosserei, Klempnerei, Sattlerei, Schreinerei und Elektrowerkstatt. Anfangs wurden hier auch Grubenpferde untergebracht. Zuletzt wurden in der Zechenwerkstatt Untertagemaschinen repariert. In dem langgestreckten Backsteingebäude war auch die Materialausgabe untergebracht.
Die Geschichte der Zeche Lohberg selbst begann 1905 mit der Gründung durch den Industriellen August Thyssen, um sein Dinslakener Stahlwerk mit Kohle zu versorgen. Ab 1912 wurde Steinkohle gefördert, und parallel entstand die gegenüberliegende Kolonie Lohberg für die Arbeiter und Angestellten der Zeche. In den 1950er Jahren wurde die Zeche zur Großschachtanlage ausgebaut und erreichte 1979 mit über 3 Millionen Tonnen die höchste Jahresfördermenge.
Nach der Stilllegung der Zeche Lohberg im Jahr 2005 stand die Zechenwerkstatt zunächst leer. Doch anstatt dem Verfall preisgegeben zu werden, erfuhr sie eine neue Bestimmung: Heute wird sie als Kulturzentrum und Veranstaltungsort genutzt und steht für die erfolgreiche Umnutzung industrieller Bauten im Ruhrgebiet. Die Zechenwerkstatt Lohberg ist somit ein lebendiges Beispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet – von der Kohleförderung hin zu Kultur und Kreativität.
Unter dem entkernten Förderturm soll auf Lohberg bis 2030 die größte Grubenwasserhebeanlage entstehen. Diese wird dann das Grubenwasser aufbereitet in den Rhein ableiten. Hierüber berichteten wir bereits ausführlich. (siehe > hier)
Stadt Dinslaken rettete die Zechenwerkstatt heute neuer Begegnungsort
Die Stadt Dinslaken hatte mit der heruntergekommenen Werkstatt erbarmen und kaufte diese der RAG Montan-Immobilien GmbH für ein Butterbrot ab. Im Okt. 2016 überließ die Stadt der Freilicht AG sowie dem Ledigenheim in Dinslaken auf Erbpachtbasis die Werkstatt. Beide sind Mieter und haben sich seitdem redlich bemüht, die Halle wieder auf Vordermann zu bringen. Heute finden auf Lohberg Konzerte, Märkte, Partys, Theaterveranstaltungen und Bürgerprojekte bis zum Weihnachtsmarkt statt. Die Zechenwerkstatt ist insoweit ein echter Begegnungsort auf dem ehemaligen Zechenareal geworden.
Trotzdem ist an der Halle noch viel zu tun. Denn das Gebäude ist aufgrund seines desolaten Zustands ein Sanierungsfall. Deshalb muß als erstes die Gebäudehülle und das Dach saniert werden. Dann muß die historisch wertvolle Backsteinfassade verfugt werden und zu guter letzt müssen auch noch die alten Sprossenfenster ersetzt werden, weil diese durch Vandalen zerstört wurden. Und auf der Giebelseite muß eine neue Tür eingebaut werden.
Aber das ist noch längst nicht alles. Das Stahlträgerwerk im inneren des Gebäudes muß ebenfalls saniert werden. Um einen dauerhaften Kulturbetrieb zu gewährleisten, muß auch die elektrische Verteilung, die Beleuchtung, die Brandschutz-und die Lüftungsanlage neu gebaut werden.
Um die Kosten im Griff zu behalten, ist die Freilicht AG als Mieterin darauf angewiesen, das viele Arbeiten in Eigenarbeit, sprich: ehrenamtlich- erbracht werden. Auf Lohberg hat sich deshalb eine Inititiative gegründet, die einerseits anpacken will, andererseits aber auch Paten und Multiplikatoren gewinnen will, um die Werkstatt wieder zum strahlen zu bringen.
Die Zechenwerkstatt soll ein öffentlicher Raum für Soziales, Kunst, Kultur, Bildung und Arbeit werden. Alles Bereiche, bei denen die neue Bundesregierung den Rotstift ansetzen möchte.
Künstler sind im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche Lohberg schon seit einigen Jahren eingezogen. Das Ganze nennt sich großspurig „Kreativ-Quartier-Lohberg.“
Ansonsten wurden fast alle Übertageanlagen abgerissen. Geblieben ist der Rest des sog. Rundeindickers neben dem Lohberg-Korso, ein langweiliger See mit Parkbänken und viel Straßenbegleitgrün. Neue Arbeitsplätze? Null. Leider!
Menschen mit gut gefülltem Portemonnaie sollen sich nach Abriss von Lohberg 2 angeblich sehr wohl fühlen. Das ist auch kein Wunder. Für sie wurde direkt am Dattelner-Ems-Kanal ein Stichkanal gebaut, damit die Herrschaften mit ihrem Boot direkt zum Hausanleger ihres teuren Eigenheims kommen können. Und von der neuen Gartenstadt mit Bootsanleger bis zur BAB 3 ist es auch nur ein paar Minuten weit. Ansonsten haben die meisten neuen Bewohner des Zechenareals geschlossene Taschen.
Da kann man nur hoffen, das wenigstens der Förderantrag beim Landesministerium von NRW für die Sanierung der Werkstatt genehmigt wird.
Bis dahin können Sie sich im Repair-Cafe durch die Initiative „ach so“ verwöhnen lassen und ein bißchen herumwerkeln. Kerstin Benninghoff und Lea Eickhoff freuen sich über Ihren Besuch auf Lohberg.
Quellenhinweise:
NRZ.de vom 29.1.2020 und 28.02.2022; zechenwerkstatt.de; kreative-produktionsstaedte.de; Niederrhein-Anzeiger.de vom 05.12.2020; RAG-Pressemitteilung vom 11.03.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.04.2025
Fotonachweise:
Header: Youtube-Screenshot: künstlerische Verfremdung: Revierkohle; links darunter: ehemaliger Haupteingang; Youtube-Sreenshot; links darunter: Werkstatteingang: Youtube-Screenshot