Am 01.03.2023 verfuhren die Männer der Grubenwehr zu Kontrollzwecken ein letztes Mal am Schacht XII ihre letzte Schicht. Danach wurde die Seilfahrt auf Zollverein XII in Essen eingestellt. Am Freitagnachmittag den 03.03.2023 begannen die Verfüllarbeiten am Schacht XII und II. Bis Mitte Juni 2024 werden rd. 40.000 Kubikmeter Beton in den 950 m tiefen und 90 Jahre alten Schacht fließen. Und für die Verfüllung des 170 Jahre alten Schacht II werden rd. 20.000 Kubikmeter Spezialbeton benötigt. Dafür werden 5300 Betonmischer anfahren.
Mit der Verfüllung endet gleichzeitig die zentrale Grubenwasserhaltung auf Zollverein. Täglich wurden am Schacht XII 8000 Liter Grubenwasser über 7 Hochdruckpumpen und Steigrohre nach über Tage in die Emscher gepumpt. Damit ist nun Schluss. Das salzige Grubenwasser wird nunmehr über Rohrsysteme unter Tage zum Schrägschacht Prosper-Haniel in Bottrop fließen. (siehe untere Skizze) Im Jahr sind das rd. 8 Mio. Kubikmeter. Von dort gelangt das Grubenwasser dann in den Rhein.
Zollverein XII wird zum Sicherungsstandort umgebaut
Allerdings werden die Schächte II und XII nicht ganz verfüllt. Auf der 14. Sohle (-950 m NHN) wurde eine 40 Tonnen schwere Bühne errichtet. Auf dieser werden Hüllrohre eingebaut, die mit den untertägig verlaufenden Rohren verbunden werden. Dazu werden 500 Rohre a 6 m benötigt. Die Rohre werden mit Beton umschlossen. Die Hüllrohre ermöglichen den späteren Einbau von drei 20 Tonnen schweren und 15 Meter hohen Hängetauchpumpen, um im Störungsfall das Grubenwasser wieder auf Zollverein fördern zu können. Am Schacht XII würde im Ernstfall sulfathaltiges und am Schacht II bariumhaltiges Grubenwasser getrennt gefördert werden.
Die Pumpen an den sog. Sicherungsstandorten würden dann eingebaut werden, wenn der untertägige Fließweg einmal gestört sein sollte. Ausgelöst zum Beispiel durch Erdbewegungen oder extrem anhaltende Niederschlagsmengen. Die Fließgeschwindigkeit, die Druckverhältnisse, die Wasserqualität u.a. Parameter in den Wasserprovinzen werden in der zentralen Grubenwasserleitwarte auf Pluto in Herne Tag und Nacht überwacht.
Vision
Bis 2030 wird die gesamte untertätige Grubenwasserhaltung im Ruhrgebiet und im Saarland auf übertägigen Hängepumpenbetrieb umgestellt. Alle noch bestehenden Schächte werden bis dahin standfest verfüllt.
Mission
Alle Nebenflüsse sollen vom Grubenwassereintrag befreit werden. Die Emscher wird seit Jahren wieder renaturiert. Gleichzeitig will man die Kosten für die Grubenwasserhaltung erheblich reduzieren. Dies wird durch Reduzierung der bestehenden 13 Grubenwasserzechen im Revier auf 6 und im Saarland auf eine GWZ gelingen.
Process
Die Wasserprovinz Zollverein besteht aus zwei Bereichen. Im südlichen Bereich, bestehend aus den ehemaligen Bergwerken Zollverein, Holland, Bonifacius, Katharina, Victoria Mathias, Friedrich Joachim, Friedrich Ernestine und Dahlbusch sowie im nördlichen Bereich bestehend aus den ehemaligen Zechen Emschermulde, Zweckel, Scholven, Möller/Rheinbaben, Hugo/Consolidation, Ewald/Schlägel &Eisen, Blumenthal/Haard, Emscher Lippe, König Ludwig und Ewald Fortsetzung (Haard).
Diese Grubenwässer werden bis -726 m NHN ansteigen und im Bereich Möller/Rheinbaben in die Wasserprovinz Prosper-Haniel in Bottrop überlaufen. Alle Grubenwässer aus den aufgeführten Zechen werden bis 2030 durch sukzessive untertägige Verbindung nach Dinslaken laufen. Dort wird auf der Zeche Lohberg die Großprovinz Lohberg errichtet werden.
Die Grubenwasserzeche Lohberg wird dann rd. 33 Mio. Kubikmeter Grubenwasser heben und in den Rhein einleiten.
Bis dahin müssen noch die Schächte Friedlicher Nachbar, Heinrich III, Robert Müser , Schacht Hünxe und Lohberg verfüllt werden. Die Schächte Concordia 2 und 6, Carolinenglück, Amalie und Auguste-Victoria wurden bereits verfüllt.
Auch die 2018 stillgelegte Zeche Anthrazit-Ibbenbüren in Ibbenbüren wird zum Sicherungsstandort umgebaut. Nach der Einstellung der untertägigen Grubenwasserhaltung wurde damit begonnen, eine neue Grubenwasserleitung zu bauen. Das Grubenwasser fließt dann in eine neue Aufbereitungsanlage (Graven-horst) und wird dort in einem mehrstufigen Verfahren chemisch-physikalisch behandelt. Danach kann das Grubenwasser salz-und eisenfrei in den Stollbach abgeleitet werden. Als Dichtwand wird eine 4000 m2 lange Spundwand bis Dez. 2024 eingebaut. Das Bauvorhaben hat ein Volumen von 30 Mio. Euro. Die Aufbereitungsanlage soll lt. Plan am 22.05.2025 in den Probetrieb gehen.
Ausbau des Sicherungsstandortes Ibbenbüren
NEUER MEDIENKANAL AUF HAUS ADEN
Nach dem Abriss des markanten Fördergerüstes Haus Aden 2 in Bergkamen wird nun der Standort zum übertägigen Brunnenwasser-betrieb umgebaut. Dazu muss das Grubenwasser-Ableitungssystem vom Pumpwerk Oberaden getrennt werden. Des weiteren muss eine neue Grubenwasserleitung mit Leckageüberwachung neu verlegt werden. Den Vortrieb übernimmt dabei die Vortriebsmaschine „Barbara“ von der Firma Eiffage.
Quellenhinweise:
N.N.: Drucksache 13/1341 zur 12. Änderung des Regionalplans für den Regierungsbezirk Münster: Nachnutzung ehem. Bergbaustandorte Bottrop, Datteln, Haltern am See, Herten und Marl: Grubenwassersicherung und Aufbereitung, RVR (Hrsg.) rvr.ruhr.de o.J.; N.N.: Integrales Monitoring für den Grubenwasseranstieg im Steinkohlenbergbau NRW, Bez.-Reg. Arnsberg (Hrsg.), vom 19.08.2020; Thyssen-Schachtbau, ts-gruppe.com vom 20.03.2023; RAG-Pressemitteilung o.J.; rag.de ; WAZ vom 17.03.2023; nordwest.eiffage-infra.de vom 11.04.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.08.2023
Fotonachweise:
Header: Kran im Hintergrund: RAG; Skizze im Vordergrund:RAG. künstl. Veränderung: Revierkohle; links unten: untertägige Kreiselpumpe auf der GW-Zeche Reden: RAG; Verlaufskizze rechts unten: RAG; unten links: Mittelkanal-Baustelle: Eiffage GmbH, danben: Eiffage GmbH, rechts: Eiffage GmbH